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den Hafen zu führen, mehr aber nicht.
Nachdem wir dies getan hatten, behielten wir den Kurs nach
Süden längs der brasilianischen Küste bei, bis wir zur Mün-
dung des Janeiro kamen. Da wir aber zwei Tage lang heftigen
Wind aus Südost und Südsüdost hatten, waren wir gezwungen,
bei einer kleinen Insel vo r Anker zu gehen und dort auf
günstigeren Wind zu warten. Während dieser Zeit hatten die
Portugiesen anscheinend über Land den dortigen Gouverneur
davon benachrichtigt, daß sich ein Pirat an der Küste herum-
trieb, und als wir in Sichtweite des Hafens gelangten, sahen
wir, daß dort gleich außerhalb der Barre zwei Kriegsschiffe
lagen, von denen das eine, wie wir beobachteten, nachdem es
die Ankerkette geschlippt hatte, so rasch wie nur möglich unter
Segel ging, um sich mit uns zu unterhalten; das andere war
nicht so vorwitzig, machte sich aber bereit, dem ersten zu
folgen. In kaum einer Stunde liefen beide unter allen verfügba-
ren Segeln genau hinter uns her.
Wäre es nicht Nacht geworden, dann hätten sich Williams
Worte bewahrheitet; die Männer hätten uns ganz gewiß zur
Rede gestellt und gefragt, was wir dort zu schaffen hatten, denn
wir sahen vor allem auf der einen Halse, daß das vordere Schiff
uns näher kam, da wir uns beim Anluven von ihm entfernten;
als wir es aber in der Dunkelheit aus den Augen verloren,
beschlossen wir, unseren Kurs zu ändern und auf See hinaus zu
halten; wir zweifelten nicht daran, daß wir es während der
Nacht abschütteln würden.
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Ob nun der portugiesische Kapitän erriet, daß wir dies vor-
hatten, oder nicht, weiß ich nicht, am Morgen aber, als es tagte,
stellten wir fest, daß er, anstatt sich von uns abschütteln zu
lassen, nur eine Seemeile weit entfernt, hinter uns herjagte. Zu
unserem Glück aber erblickten wir nur eins der beiden
Kriegsschiffe. Es war jedoch ein großes Fahrzeug, mit
sechsundvierzig Kanonen bestückt, und ein hervorragender
Segler, was daran zu sehen war, daß es schneller war als wir,
denn auch unser Schiff war ein ausgezeichneter Segler, wie ich
schon erwähnte.
Als ich das feststellte, erkannte ich sogleich, daß es für uns
keinen anderen Weg gab als anzugreifen, und da ich wußte,
daß wir von diesen Schuften, den Portugiesen einer Nation,
gegen die ich eine eigenartige Abneigung verspürte , keine
Gnade erwarten konnten, teilte ich Kapitän Wilmot mit, wie
die Lage war. Der Kapitän sprang, so krank er war, in seiner
Kajüte auf und ließ sich an Deck führen (denn er war sehr
schwach), um zu sehen, wie die Dinge standen. Nun , sagte
er, wir werden gegen sie kämpfen.
Unsere Leute waren auch schon zuvor sämtlich guter Dinge
gewesen, aber als sie den Kapitän, der zehn oder elf Tage lang
an einem Fieber krank gelegen hatte, so munter sahen, erfüllte
sie das mit doppeltem Mut, und alle Mann gingen ans Werk,
um klar Schiff zu machen und bereit zu sein.
William, der Quäker, kam mit einem leisen Lächeln zu mir.
Freund , sagte er, weshalb folgt uns wohl dieses Schiff
dort? Nun , sagte ich, um gegen uns zu kämpfen, darauf
könnt Ihr Euch verlassen. Und wird es uns einholen ,
fragte er, was meinst du? Freilich , erwiderte ich, Ihr
seht ja, daß es das tun wird. Na also, Freund , sagte dieser
trockene Kerl, warum fliehst du dann immer noch vor ihm
her, wenn du siehst, daß es dich überholen wird? Wird es
besser für uns sein, uns weiter vorn überholen zu lassen als
hier? Das ist alles eins , sagte ich, was sollten wir denn
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Eurer Meinung nach tun? Tun! antwortete er. Wir wollen
doch dem armen Menschen nicht mehr Mühe bereiten als
notwendig; laß uns hier auf ihn warten und hören, was er uns
zu sagen hat. Er wird mit Pulver und Blei zu uns spre-
chen , sagte ich. Nun gut , erwiderte er, wenn das seine
Landessprache ist, müssen wir in der gleichen zu ihm sprechen,
oder? Wie soll er uns sonst verstehen? Also gut, William ,
erklärte ich, wir haben Euch verstanden. Und der Kapitän, so
krank er auch war, rief mir zu: William hat wieder mal recht.
Hier ist es genausogut wie eine Meile weiter vorn. Und so gab
er das Kommando: Großsegel aufholen. Wir werden die Segel
für ihn reffen.
Dementsprechend refften wir die Segel, und da wir das
Schiff auf unserer Leeseite erwarteten, weil wir gerade mit
Steuerbordhalsen segelten, brachten wir achtzehn Kanonen
nach Backbord, denn wir hatten beschlossen, ihm eine
Breitseite zu geben, um ihm einzuheizen. Es dauerte eine halbe
Stunde, bevor das Schiff aufkam, und die ganze Zeit über
luvten wir an, damit wir es von Luv abhielten, wodurch wir es
zwangen, sich uns von Lee her zu nähern, was unserer Absicht
entsprach. Als wir es bei unserem Achterschiff hatten, hielten
wir auf Mitwindkurs und empfingen das Feuer von fünf oder
sechs seiner Kanonen. Inzwischen befanden sich, dessen mag
der Leser gewiß sein, alle unsere Leute auf ihrem Posten, und
so legten wir unser Ruder hart nach Luv, ließen die Leebrassen
des Großmarssegels laufen und legten es back; nun fielen wir
dwars zur Klüse des portugiesischen Schiffs und gaben
sogleich eine Breitseite ab, beschossen es vorn und achtern und
töteten sehr viele Leute.
Die Portugiesen befanden sich, wie wir sehen konnten, in
höchster Verwirrung und ließen, da sie unsere Absicht nicht
durchschauten und ihr Schiff in voller Fahrt war, ihren
Bugspriet in den vorderen Teil unserer Großwanten laufen; auf
diese Weise vermochten sie nicht leicht von uns loszukommen,
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und wir lagen ineinander verhakt. Der Feind war nicht in der
Lage, mehr als nur fünf, sechs Kanonen nebst den Handwaffen
auf uns abzufeuern, während wir unsere ganze Breitseite auf
ihn abgaben.
Mitten in der Hitze des Gefechts, während ich auf dem
Achterdeck sehr beschäftigt war, rief mich der Kapitän, denn er
rührte sich nicht von uns fort. Was zum Teufel macht denn
Freund William dort drüben? fragte er. Hat er auf Deck
etwas zu suchen? Ich trat vor, und dort stand Freund William
und zurrte zusammen mit zwei, drei kräftigen Burschen das
Bugspriet des Kriegsschiffs an unserem Großmast fest, aus
Furcht, daß es sich von uns losmachen könnte; hin und wieder
zog er eine Flasche aus der Tasche und gab den Leuten einen
Schluck zu trinken, um sie zu ermutigen. Die Geschosse flogen
ihm so dicht um die Ohren, wie es bei einem solchen Gefecht
zu erwarten war, in dem die Portugiesen, das muß ich ihnen
lassen, sehr feurig kämpften, wobei sie zuerst glaubten, ihrer
Beute sicher zu sein, und sich auf ihre Überlegenheit verließen;
aber William stand im Anblick der Gefahr so ruhig und völlig
gelassen dort, als sitze er über einer Punschterrine, und war nur
eifrig beschäftigt, dafür zu sorgen, daß ein Schiff mit sechs-
undvierzig Kanonen einem mit achtundzwanzig nicht entflie-
hen konnte.
Das Gefecht war zu heftig, um lange anzudauern; unsere
Leute verhielten sich tapfer, und unser Geschützmeister, ein
mutiger Mensch, ließ unter Deck Rufe hören und verschoß
seine Kugeln in so rascher Folge, daß das Feuer der Portugie-
sen nachzulassen begann, denn wir hatten einige ihrer Kanonen
dadurch, daß wir ihr Vorschiff beschossen und sie, wie gesagt,
vorn und achtern mit einem Kugelhagel bedachten, untauglich
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