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Es gibt Wegweiser an den Strassen,
leicht erkennbare Flußläufe,
Aussichtsgerüste an erhöhten Punkten,
Landkarten, auf denen die Seen blau eingezeichnet sind
und die Wälder grün,
es ist leicht, sich zurechtzufinden auf der Erde.
Aber du, der du neben mir gehst, wie verborgen
ist mir die Landschaft deines Herzens!
Tappend im Nebel überkommt mich oft Furcht
vorm Dickicht und vorm verborgenen Abgrund.
Ich weiß, du willst nicht, daß man deine Gedanken durchwandre,
irreführen soll das Echo deiner Worte,
Straßen, die kein Ziel haben,
ein Gebiet ohne Ausweg, verfallne Markierung.
Jedes Jahrhundert gibt uns neue Dinge zu verbergen,
ein Gelände, überwachsen dem neugierigen Auge der Liebe,
zugedeckt von Einsamkeit, dem immer dichteren Laub.
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There are road signs,
and easily discernable river courses,
lookout points in elevated positions,
maps where the lakes are in blue and the forests in green
it s easy to find one s way around in the world.
But you, companion at my side, how hidden from me
is the landscape of your heart!
Feeling my way in the fog, I am often overcome with fear
of the thickets and the hidden precipice.
I know you don t like your thoughts to be traced,
the echo of your words is intended to mislead
roads going nowhere,
pathless terrain, lapsed signage.
Each century provides us with new things to conceal,
a territory that offers no purchase to the curious eye of affection,
overgrown with loneliness, its ever denser leaves.
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Wacht auf, denn eure Träume sind schlecht!
Bleibt wach, weil das Entsetzliche näher kommt.
Auch zu dir kommt es, der weit entfernt wohnt von den Stätten wo
Blut vergossen wird,
auch zu dir und deinem Nachmittagsschlaf,
worin du ungern gestört wirst.
Wenn es heute nicht kommt, kommt es morgen,
aber sei gewiß.
»Oh, angenehmer Schlaf
auf den Kissen mit roten Blumen,
einem Weihnachtsgeschenk von Anita, woran sie drei Wochen
gestickt hat,
oh, angenehmer Schlaf,
wenn der Braten fett war und das Gemüse zart.
Man denkt im Einschlummern an die Wochenschau von gestern
abend:
Osterlämmer, erwachende Natur, Eröffnung der Spielbank in
Baden-Baden,
Cambridge siegte gegen Oxford mit zweieinhalb Längen,
das genügt, das Gehirn zu beschäftigen.
Oh, dieses weiche Kissen, Daunen aus erster Wahl!
Auf ihm vergißt man das Ärgerliche der Welt, jene Nachricht zum
Beispiel:
Die wegen Abtreibung Angeklagte sagte zu ihrer Verteidigung:
Die Frau, Mutter von sieben Kindern, kam zu mir mit einem
Säugling,
für den sie keine Windeln hatte und der
in Zeitungspapier gewickelt war.
Nun, das sind Angelegenheiten des Gerichtes, nicht unsre.
Man kann dagegen nichts tun, wenn einer etwas härter liegt als der
andere,
Und was kommen mag, unsere Enkel mögen es ausfechten.«
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Wake up, your dreams are bad!
Stay awake, the nightmarishness is coming ever nearer.
To you too it is coming, though you live far from the places of
bloodshed,
even to you and your sacrosanct
afternoon nap.
If not today, then tomorrow,
but it will certainly come.
Oh, pleasant sleep
on the cushions embroidered with red flowers,
Anita s Christmas present to you, she sat over the stitching for all of
three weeks,
oh, pleasant sleep,
following the juicy roast and the sprouts boiled to pulp.
As you drift off you think of yesterday s Fox Evening News:
frolicsome Easter lambs, the stirrings of nature, the opening of the
new casino in Baden-Baden,
with their new Australian coach, the Light Blues pip the Dark Blues
by two and a half lengths in the Varsity Race
more than enough there to occupy the brain.
Oh the soft cushion, the first-class goose down!
Lying on it, you forget the irritations of the world, this item for
instance:
the doctor accused of procuring an abortion said in his defense:
The woman had seven children already, and she came to me with
her youngest
swaddled in newspaper
because she was unable to afford diapers.
Well, these are the court s affairs, not ours.
There s nothing to be done if A has a cushier time of it than B,
and, whatever happens, our grandchildren can sort it out.
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»Ah, du schläfst schon? Wache gut auf, mein Freund!
Schon läuft der Strom in den Umzäunungen, und die Posten sind
aufgestellt.«
Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für euch
erwerben zu müssen!
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit der
Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht
erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!
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Ah, asleep already? A pleasant waking then, friend!
The current is already live in the wire kraal, and the sentries have
been posted.
No, don t sleep while the governors of the world are busy!
Be suspicious of the power they claim to have to acquire on your
behalf!
Stay awake to be sure that your hearts are not empty, when others
calculate on the emptiness of your hearts!
Do what is unhelpful, sing songs from out of your mouths that go
against expectation!
Be ornery, be as sand, not oil in the thirsty machinery of the world!
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HÄNDEL
Er liebte den Luxus und fraß wie ein Schwein.
Aber der Diener, der die Schokolade ans Bett brachte,
fand ihn in Tränen.
Die Vergänglichkeit begegnete ihm als Musik.
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HANDEL
He loved luxury and ate like a pig.
But the servant who brought him his chocolate in bed
found him in floods of tears.
Mortality proposed itself to him in the form of music.
181
NAPOLEON DENKT AN J OSEPHI NE
Daß sie mir keinen Sohn gebar,
erschien mir einst unerträglich.
Auf Sankt Helena sehen die Dinge sich anders an.
Ich vertauschte sie mit einer langweiligen Person,
die ich vergessen habe.
Ah Josephine! Wie herrlich war sie, wenn sie ins Bett stieg!
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NAPOLEON REMEMBERS J OSEPHI NE
The fact that she never presented me with a son
at one time would have seemed unpardonable to me.
On St. Helena I view things differently.
I got her mixed up once with some other ghastly woman
I had quite forgotten.
But Josephine! How majestic she used to be, coming to bed!
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LANGE GEDI CHTE
Zugetan den
Hühneraugenoperateuren,
heimlich saufenden
Nachtschwestern,
Leichenwäschern, Abortfrauen.
Abgeneigt
prominenten Friseuren,
Fürstenhochzeiten,
Brechtplatten,
Realistischer Literatur.
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LONG POEMS
In favor of
podiatrists,
tippling
night nurses,
corpse washers, bathroom attendants.
Against
celebrity hairdressers,
society weddings,
Brecht LPs,
realistic literature.
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DI E VORI GE WOCHE
Mittwoch. Die Kastanien beeilen sich.
Kein Zeitwort,
den Donnerstag zu verhindern.
Mein Vater wäre jetzt hundert.
Die Nachkommen haben sich abgefunden,
schleifen Kastaniensäcke
an die Hauswand, sie werden
vergessen wie Symmetrien.
Man holt uns überall ein.
In Delhi, wenn man stirbt,
kann man nicht fallen.
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LAST WEEK
Wednesday. The chestnuts are in a rush.
No verb
can prevent Thursday.
My father would be a hundred now.
His heirs have come to an accommodation,
are lugging sacks of chestnuts
against the wall where they are
forgotten like symmetries.
Everywhere we are being overtaken.
In Delhi, if a man dies,
he is unable to drop.
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UND
Nebel Nebel Nebel
und in den Ohren
Haare, eine
unverbindliche
Freundlichkeit
und
und
Rajissas süßes Gelächter.
Was zusammengehört,
eine Erfahrung,
was mit und zusammengehört
nur mit und,
keine Begründungen.
Das wird anhalten
wenn mir das und nicht
mit den andern Wörtern entfällt.
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